250e Atlas der Blutausstriche bei Malaria und Babesiose
Die mikroskopische Diagnostik der Malaria ist nach wie vor der Goldstandard der Diagnostik. Die sichere Erkennung von Plasmodium im Ausstrich und insbesondere im dicken Tropfen bzw. die Abgrenzung von Artefakten erfordert in der Praxis jedoch Übung. Die sichere Speziesdifferenzierung und Bestimmung der Parasitämie sollten durch einen entsprechend erfahrenen Untersucher erfolgen.
Der „dicke Tropfen“ als Anreicherungsverfahren dient lediglich zum Ausschluss einer Malaria-Infektion bei einer niedrigen Parasitämie; der Blutausstrich hingegen erlaubt eine sichere Speziesdifferenzierung und Bestimmung der Parasitämie mit entsprechenden direkten Konsequenzen für die Therapie. In der Erstdiagnostik außerhalb eines tropenmedizinischen Zentrums kann der Malaria-Schnelltest in Kombination mit der Mikroskopie die diagnostische Sicherheit wesentlich erhöhen. Eine Mikroskopie durch einen erfahrenen Untersucher kann dies jedoch nicht ersetzen; diese sollte daher immer schnellstmöglich angestrebt werden.
Für die deutsche Ausgabe Thomas Zoller und Norbert Suttorp
Die Malaria beim Menschen wird durch sechs Spezies von Protozoen im Blut hervorgerufen (Kap. 248): als potenziell tödlich verlaufende und oft medikamentenresistente Infektion mit Plasmodium falciparum, als Rückfälle hervorrufende Infektion mit P. vivax und P. ovale (wobei zwei morphologisch identische, sympatrische Arten von P. ovale vorkommen), als Infektion mit P. malariae, das bei niedriger Erregerdichte über Jahre persistieren kann, sowie bei Personen, die in tropischen Regenwäldern Südostasiens leben, als Infektion mit dem Affen-Parasiten P. knowlesi, der P. falciparum (junge Formen) und P. malariae (reifere Formen) mikroskopisch ähnelt, sich molekulargenetisch aber unterscheiden lässt.
Die Malaria-Parasiten können leicht unter dem Mikroskop (Vergrößerung 1000-fach) nach Anfärbung (Giemsa-, Field-, Wright-, Leishman-Färbung) im Blutausstrich wie auch im dicken Tropfen erkannt werden. Die morphologischen Charakteristika der Parasiten sind in Tabelle 250e-1 zusammengefasst. Im dicken Tropfen bleiben die angefärbten Leukozyten und Parasiten nach Lyse der Erythrozyten durch Wasser übrig, was den Nachweis der Parasiten auch bei einer niedrigen Dichte von bis zu 50 Parasiten/μl erlaubt. Diese Sensitivität ist bis zu 100-fach größer als beim Blutausstrich, wo die Erythrozyten auf dem Objektträger fixiert werden und die Parasiten innerhalb der Erythrozyten zur Darstellung kommen. Der Ausstrich erlaubt dagegen die Differenzierung der verschiedenen Spezies und liefert wichtige prognostische Informationen bei der schweren Malaria tropica. Folgende Befunde sind mit einer höheren Mortalität assoziiert: hohe Parasitendichte, reifere Parasiten (> 20 % mit sichtbarem Malaria-Pigment) sowie phagozytiertes Malariapigment in > 5 % der neutrophilen Granulozyten.
Babesia microti(Kap. 249) erscheint als kleine Ringform ähnlich P. falciparum. Im Gegensatz zu P. falciparum kommt es jedoch weder zur Pigmentbildung in Parasiten noch zur Bildung von Schizonten oder Gametozyten.
Abbildung 250e-1P. falciparum im Blutausstrich. A. Juveniler Trophozoit. B. Ältere Trophozoiten. C. Pigment in polymorphkernigen Granulozyten und Trophozoiten. D. Reife Schizonten. E. Weiblicher Gametozyt. F. Männlicher Gametozyt. (Mit frdl. Genehmigung der WHO aus: „Bench Aids for the Diagnosis of Malaria Infections“, 2nd ed.)
Weiterführende Literatur
World Health Organization (WHO): Bench aids malaria microscopy, 2009. Verfügbar unter: http://www.who.int/malaria/publications/atoz/9789241547864/en/
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